Wir schreiben...
...das "Milchbüachli" und andere Texte
Danke, ihr Bauern und Bäuerinnen
In etwas mehr als zehn Jahren wurden in unserem Land 400 Millionen Quadratmeter Boden unwiederbringlich verbaut. Die Bevölkerungszahl stieg derweil um mehr als eine Million. Riesige Flächen ackerfähiges Land wurden dabei geopfert auf dem Altar des sogenannten Fortschrittes, ganz im Sinne einer unheiligen Allianz von sozialistischem Öffnungsstreben und neo-liberaler Gier nach uneingeschränktem Wachstum. Aber anstatt diese unsägliche Entwicklung zu hinterfragen und die wirklichen Ursachen ökologischer Probleme zu benennen, zeigt unsere Gesellschaft mit dem Finger auf diejenigen, die uns ernähren und den immer weniger werdenden Boden mit Herzblut und grossem Sachverstand hegen und pflegen. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung, nicht Häme und Verriss.
Wir verkennen die Tatsache, dass volle Lebensmittelregale keine Selbstverständlichkeit sind. Wohlstandsverwöhnt lehnen wir uns im Schlaraffenland zurück und verunglimpfen diejenigen, die den Marzipan produzieren. Es stünde uns jedoch gut an, selbstkritisch den eigenen Fussabdruck zu hinterfragen und zu überlegen, wie nachhaltig unser eigenes Verhalten ist.
Während die Initiantinnen der Trinkwasserinitiative sich offensichtlich nur auf die Landwirtschaft eingeschossen haben und sich selber jeglicher Verantwortung entziehen, kann man der Pestizidiniative wenigstens zugutehalten, dass sie auch die Konsumenten und Konsumentinnen in die Pflicht nimmt. Und dies in einer derart radikalen Weise, dass ihre Umsetzung einem extremen gesellschaftlichen Experiment gleichkäme. Sie vergisst dabei jedoch den Einkaufstourismus, der bei einer Annahme um ein Vielfaches zunehmen würde.
Zudem bin ich überzeugt, dass von der Initiative in der Ausführungsgesetzgebung nur dies umgesetzt werden wird, was die Landwirtschaft, nicht aber die Konsumentenseite tangieren würde. Übrig bliebe ein Scherbenhaufen. Die Bauern sind die falsche Zielgruppe für die angestrebten Veränderungen, in der Pflicht sind wir Konsumenten und Konsumentinnen. Wir entscheiden mit unserem Kaufverhalten, was und wie produziert wird. Ich auf jeden Fall habe volles Vertrauen in die Schweizer Landwirtschaft und bedanke mich bei allen Bauern und Bäuerinnen – den Konventionellen, den IP-Bauern und den Bio-Bäuerinnen - dafür, dass ich drei Mal am Tag einen gedeckten Tisch habe.
Enrico Battaglia-Wenger
In etwas mehr als zehn Jahren wurden in unserem Land 400 Millionen Quadratmeter Boden unwiederbringlich verbaut. Die Bevölkerungszahl stieg derweil um mehr als eine Million. Riesige Flächen ackerfähiges Land wurden dabei geopfert auf dem Altar des sogenannten Fortschrittes, ganz im Sinne einer unheiligen Allianz von sozialistischem Öffnungsstreben und neo-liberaler Gier nach uneingeschränktem Wachstum. Aber anstatt diese unsägliche Entwicklung zu hinterfragen und die wirklichen Ursachen ökologischer Probleme zu benennen, zeigt unsere Gesellschaft mit dem Finger auf diejenigen, die uns ernähren und den immer weniger werdenden Boden mit Herzblut und grossem Sachverstand hegen und pflegen. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung, nicht Häme und Verriss.
Wir verkennen die Tatsache, dass volle Lebensmittelregale keine Selbstverständlichkeit sind. Wohlstandsverwöhnt lehnen wir uns im Schlaraffenland zurück und verunglimpfen diejenigen, die den Marzipan produzieren. Es stünde uns jedoch gut an, selbstkritisch den eigenen Fussabdruck zu hinterfragen und zu überlegen, wie nachhaltig unser eigenes Verhalten ist.
Während die Initiantinnen der Trinkwasserinitiative sich offensichtlich nur auf die Landwirtschaft eingeschossen haben und sich selber jeglicher Verantwortung entziehen, kann man der Pestizidiniative wenigstens zugutehalten, dass sie auch die Konsumenten und Konsumentinnen in die Pflicht nimmt. Und dies in einer derart radikalen Weise, dass ihre Umsetzung einem extremen gesellschaftlichen Experiment gleichkäme. Sie vergisst dabei jedoch den Einkaufstourismus, der bei einer Annahme um ein Vielfaches zunehmen würde.
Zudem bin ich überzeugt, dass von der Initiative in der Ausführungsgesetzgebung nur dies umgesetzt werden wird, was die Landwirtschaft, nicht aber die Konsumentenseite tangieren würde. Übrig bliebe ein Scherbenhaufen. Die Bauern sind die falsche Zielgruppe für die angestrebten Veränderungen, in der Pflicht sind wir Konsumenten und Konsumentinnen. Wir entscheiden mit unserem Kaufverhalten, was und wie produziert wird. Ich auf jeden Fall habe volles Vertrauen in die Schweizer Landwirtschaft und bedanke mich bei allen Bauern und Bäuerinnen – den Konventionellen, den IP-Bauern und den Bio-Bäuerinnen - dafür, dass ich drei Mal am Tag einen gedeckten Tisch habe.
Enrico Battaglia-Wenger
Der Wolf ist da!
Ein Bekannter von uns hat anfangs Woche einen Wolf bei einer unserer Parzellen in den Bergwiesen nahe Obermutten und der Muttner Höchi gesehen. Dies auf etwa 70 Meter Abstand und während Sonnentagen, an denen sich viele Touristen im Gebiet aufgehalten haben. Auch wenn die Wölfe schon lange in der Region unterwegs sind, wirft diese neue Nähe zu unserem Alltag sofort Fragen auf.
Die erste, spontane Frage ist eher ein «Achso!»: Waren unsere Hunde die letzten Tage so ungewöhnlich unruhig und gereizt, weil sie die Anwesenheit des Wolfes bereits erkennen?
Die zweite Frage ist natürlich, wie gross unsere Sorge um die Schafe sein muss und wo wir sie noch weiden lassen können.
Die dritte Frage kommt erst ein paar Momente nach dem Erhalt der Nachricht auf, macht mich aber unruhig: Was passiert, wenn wir selber oder gar unsere Kinder plötzlich tatsächlich einem Wolf direkt gegenüber stehen?
Ich bin fasziniert von den Wölfen an sich. Meine Leidenschaft für Hunde und mein Studium der Ökologie haben dazu beigetragen, dass ich die Vorstellung von Grossraubtieren in unseren Bergen als Teil eines funktionierenden Ökosystems eigentlich in Ordnung finde.
Eigentlich.
Kommen die Wölfe aber so nahe an bewohntes Gebiet, wie sie dies in unserer Region vor allem seit dem letzten Jahr tun, ist das nicht gut. Gar nicht gut. Ich selber habe einen Wolf gesehen am Heinzenberg, den ich zuerst für einen Hund hielt. Weil er gemächlich etwa 100 Meter von einem Wanderer entfernt und ebenfalls etwa 100 Meter von einer vielbefahrenen Strasse entfernt dahintrottete.
Ich glaube durchaus, dass die Tiere in der Regel keine Gefahr für den Menschen darstellen. In der Regel sicher. Was aber, wenn es sich bereits um Hybriden, Mischlingen zwischen Wolf und Hund, handeln sollte? Kann man sich dann noch auf die natürliche Scheu vor dem Menschen verlassen? Und was, wenn ein Tier krank ist, zu wenig zu Fressen findet, Junge hat oder sich schlicht gewöhnt an die Präsenz des Menschen? Oder wenn ein Mensch irgendwo im Wolfsgebiet verunfallt und verletzt zurückbleibt? Was, wenn einer unserer Hunde einen Konflikt mit einem Wolf hat? Würde er getötet, wäre das das eine. Was aber, wenn er Angst bekommt oder verletzt zu uns zurück läuft..?
Ich mache mir auch um unsere Tiere auf der Weide Sorgen, vor allem natürlich um die Schafe. Auf abgelegeneren Weiden fühle ich mich beim täglichen Kontrollgang unterdessen etwas klamm. Ebenso fühlt es sich an, wenn ich sehe, dass Touristen unbedarft mit ihren Kindern und Hunden in die Bergwiesen spazieren, um die schöne Natur zu geniessen. Irgendwie hat sich das ungute Gefühl eingeschlichen, dass bald etwas Blutiges passieren wird. Hoffentlich dann wenigstens «nur» auf einer Schafweide.
Wir halten unsere Tiere natürlich mit elektrischen Zäunen zusammen. Diese sollen auch einen Schutz bieten gegen den Wolf. Aber jetzt kommt es mir vor, als würden sie die Schafe im Ernstfall wohl bloss daran hindern, vor dem Wolf wegzulaufen statt diesen davor, eins zu reissen. Unsere Hunde jedenfalls überspringen auch die hohen Schafzäune problemlos.
Die gut zehn Jahre hier am Berg haben viele meiner Ansichten verändert. Weil das Leben einfach ein anderes ist. Und weil die Vorstellung von Wolf und Bär irgendwo im Wald eine andere ist als die vom Wolf auf dem eigenen Land.
Heute muss ich sagen: Ich will, dass Wölfe, wenn sie nahe am Lebensraum der Menschen auftauchen, abgeschossen werden dürfen.
Tun wir dies nicht, handeln wir uns über kurz oder lang grosse Probleme ein, dessen bin ich mir sicher. Weil Wölfe klug sind. Weil sie wissen, wo es sich einfach gut leben lässt. Weil sie ihre Erfahrung an die Jungtiere weitergeben. Da sie aber auch merken, wo es ungemütlich oder gefährlich für sie ist, könnten wir sie durch gezieltes aber schnelles Handeln – bei Bedarf also dem Töten des Wolfes, der zu nahe kommt - fernhalten und ihr Leben da leben lassen, wo sie Platz haben: Weg von den Siedlungen.
Unser Alltag hier am Berg, mit den Maschinen im steilen Gelände und den vielen Felswänden und Tobel ist an sich schon eine Herausforderung. Kommt die Bedrohung durch den Wolf hinzu, wird es immer schwieriger. Der Alphof ist unser Zuhause. Die Heuwiesen, Sommerweiden und die Alp gehören dazu. Wir lassen uns nicht zurückdrängen, sondern wollen hier leben und arbeiten. Weil diese Arbeit dazu beiträgt, dass unsere Bergregion mit ihren grossartigen Ökosystemen funktioniert. mb
Während vier Jahren haben wir acht mal im Jahr unsere Hofzeitung "Milchbüachli" an Abonnenten und Abonnentinnen verschickt. Darin haben wir aus unserem Alltag berichtet - und nicht Alltägliches geteilt. Aus einem Leben zwischen Mythos und Moderne. Mit Kopf, Hand und Herz. Hier ein paar Ausschnitte. Und natürlich schreiben wir weiterhin. Weil es uns am Herzen liegt.
Dr Puur siniart
Bergwiesen
Auf knapp zweitausend Meter, uf dr Furggla, hat der neue Meliorationsweg den Scheitelpunkt erreicht. An seinem Ende gehts auf dem alten, schmalen und holprigen Feldweg weiter, die gen Süden ausgerichteten Bergwiesen beginnen, anfänglich steil, d'Stotzberga, dann allmählich flacher werdend, bis zum Bänkli, und weiter, schon fast flach, bis zu den zweiten Bargen. Schön ist's hier, wunderschön, Ruhe pur, weit weg von Lärm und Unrast, umgeben von einer unendlichen Vielfalt an Flora und Fauna, ein hunderte Jahre altes Zusammenspiel von Schöpfung und Landwirtschaft. Alles bleibt zurück und entschwindet für eine Zeitlang aus dem Bewusstsein, wird bedeutungslos. Das Hier und Jetzt zählt und nur das, die Werte werden für einen Tag wieder zurechtgerückt. Endlich wieder Bergbauer, nichts weiter. eb
D Püürin sinniart
Modezirkus
Glanz und Glamour, Laufsteg und Lagerfeld, Fashion und Foundation… Wenn ich zwischendurch einen Tapetenwechsel brauche, lasse ich die Welt der Mode für eine Stunde oder zwei auf dem Alphof Einzug halten. Dafür lasse ich mich auch immer mal wieder und nicht mal ungern belächeln.
Vielleicht auch oder gerade weil es so dramatisch bricht mit meinem Alltag, inspiriert mich dieser Blick über die Grenzen. Während Ästhetik dort im Zentrum steht, spielt sie hier oft im Detail: Im Blumenstrauss etwa, den ich vom Kartoffelsetzen mitbringe.
Obwohl ich selber kein bisschen modisch daherkomme, faszinieren mich die Menschen, die für den perfekten Schein leben und leiden. Denn etwas verbindet die beiden Welten ganz bestimmt. Jene, die darin eine Rolle spielen, tun dies mit Leidenschaft und bedingungslos. Der Laufsteg und der Stallgang stellen beide die gleiche Bedingung: Hingabe. Halbe Sachen machen kann man weder hier noch dort. Und wenn man sich leidenschaftlich hingeben kann dem, was man tut, ist das wunderbar.
Der „Modezirkus“, ein seltsames Wort. Mit all den Kostümen, dem Glitzer und Schein, dem perfekten Auftritt. Andererseits machen auch Zirkustiere Mist, sind Auf- und Abbau von Zelt und der ganzen Anlage ein Handwerk und „Chrampf“.
So gesehen passt meine Vogue vielleicht doch ganz gut in die Bauernküche.
Und irgendwann werde ich den Weg zu einer richtigen Modeschau finden und anerkennend den Models, Modemachern und Visagisten Applaus zollen für ihre bedingungslose Hingabe und den perfekten Auftritt. mb
Modezirkus
Glanz und Glamour, Laufsteg und Lagerfeld, Fashion und Foundation… Wenn ich zwischendurch einen Tapetenwechsel brauche, lasse ich die Welt der Mode für eine Stunde oder zwei auf dem Alphof Einzug halten. Dafür lasse ich mich auch immer mal wieder und nicht mal ungern belächeln.
Vielleicht auch oder gerade weil es so dramatisch bricht mit meinem Alltag, inspiriert mich dieser Blick über die Grenzen. Während Ästhetik dort im Zentrum steht, spielt sie hier oft im Detail: Im Blumenstrauss etwa, den ich vom Kartoffelsetzen mitbringe.
Obwohl ich selber kein bisschen modisch daherkomme, faszinieren mich die Menschen, die für den perfekten Schein leben und leiden. Denn etwas verbindet die beiden Welten ganz bestimmt. Jene, die darin eine Rolle spielen, tun dies mit Leidenschaft und bedingungslos. Der Laufsteg und der Stallgang stellen beide die gleiche Bedingung: Hingabe. Halbe Sachen machen kann man weder hier noch dort. Und wenn man sich leidenschaftlich hingeben kann dem, was man tut, ist das wunderbar.
Der „Modezirkus“, ein seltsames Wort. Mit all den Kostümen, dem Glitzer und Schein, dem perfekten Auftritt. Andererseits machen auch Zirkustiere Mist, sind Auf- und Abbau von Zelt und der ganzen Anlage ein Handwerk und „Chrampf“.
So gesehen passt meine Vogue vielleicht doch ganz gut in die Bauernküche.
Und irgendwann werde ich den Weg zu einer richtigen Modeschau finden und anerkennend den Models, Modemachern und Visagisten Applaus zollen für ihre bedingungslose Hingabe und den perfekten Auftritt. mb
Politik us üsara Sicht
Reglementier-wütig
Reglemente, Paragrafen, Vorgaben, Gesetze, Verordnungen. Eine geschätzte Million davon gibt es auch im Bereiche der Landwirtschaft mittlerweile. Jede Bewegung ist reglementiert, im Frühjahr darf der Schlamm eines Auslaufs bis maximal zur Afterklaue der Kuh reichen, Kopfschütteln ist erlaubt, aber nur bei soundsoviel Lux im Stall. Die Wiesen sind von innen nach aussen zu mähen, wegen der Insekten. Ökoausgleichsflächen brauchts mindestens 7%, in der Ökoqualitäsverordnung stehen die nötigen Detailparagrafen. Misten darf man nur bis 97cm an das Strassenbord. Die Krippe ist 32cm hoch, das Läger 175, oder etwas kleiner, wenn die Kuh mindestens 12% weniger hoch ist, als der landesweite Durchschnitt im Quadrat. Bäume schneiden im Frühjahr ja, aber maximal bis zur ersten Verzweigung, ausser es ist eine Tanne, eine rote. Ein Ziegenauslauf misst Anzahl Tiere mal 80 Zentimeter, wenn er ein Drittel überdacht ist, brauchts 14% mehr, sofern die Tiere behornt sind und keine Milch geben. Das Ganze wird kontrolliert, von Ökonomen, Ökologen, Biologen, Geologen, Hydrologen, von mir aus auch von Podologen und von Ethnologen. Das ganze verfolgt ein Ziel, vielleicht sogar ein gutgemeintes, ehrwürdiges. Kreiert und definiert von vielen gut-meinenden Menschen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Das Resultat von Studien, Sitzungen, Diskussionen, festgehalten in Hochglanz und vielen tollen Sätzen.
Und die Rolle von den Bauern in diesem virtuellen Spiel? Sie versuchen umzusetzen, was in den Broschüren steht und mähen von innen nach aussen, wie der Biologe sagt, sie müssens wohl, denn er tuts nicht. Wie überhaupt nichts geschieht auf dem Feld, im Wald und Stall, wenn sies nicht tun. Sie machens natürlich freiwillig, nur aus dem banalen Wunsch heraus, die Existenz zu sichern und um Bussen zu vermeiden.
Wohin führt dies Ganze? Meiner Meinung nach irgendwohin, nur nicht ans Ziel. Deshalb nicht, weil ein grundlegender Irrtum am Anfang dieser Entwicklung steht. Eine Umkehrung von oben nach unten. Der Bauer, die Bäuerin sind nicht in der Lage, ihren Hof kompetent, sachgerecht und eigenverantwortlich zu bestellen, wird angenommen, dafür brauchts neu Eliten, Gschtudierte. Aufgeteilt wird in Kopf und Herzrethorik, dies sind die Männer und Frauen in den Amtsstuben, wir Bauern und Bäuerinnen sind die Hand, die Arbeiter. Nicht auf gleicher Augenhöhe, sondern einfach die Ausführenden. Entmündigung total. Mein Konzept ist ein anderes. Ihm liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Bereiche Kopf, Hand und Herz möglichst im Individuum vereint gebildet und so ganzheitliche Persönlichkeiten gefördert werden sollen. Persönlichkeiten, die selbstverantwortlich mit dem ihnen anvertrauten Leben mit Sachkompetenz und Liebe umgehen. Nicht die Trennung der Bereiche ist das Konzept, sondern deren Vereinigung. Ein Schlüssel dazu liegt in der Bildung.
In meinem Lehrplan der landwirtschaftlichen Ausbildung stünden neben Futterlehre, Buchhaltung und Ackerbau etwa auch Philosophie und Ethik, Bürgerrecht und Literatur, in Theorie und Praxis.
Nebenbei und zu guter Letzt, in meinem Lehrplan für Philosophie oder Biologie stünden ab sofort auch Melken und Pflügen, Baum fällen und Schweissen, in Theorie und Praxis. eb
Reglementier-wütig
Reglemente, Paragrafen, Vorgaben, Gesetze, Verordnungen. Eine geschätzte Million davon gibt es auch im Bereiche der Landwirtschaft mittlerweile. Jede Bewegung ist reglementiert, im Frühjahr darf der Schlamm eines Auslaufs bis maximal zur Afterklaue der Kuh reichen, Kopfschütteln ist erlaubt, aber nur bei soundsoviel Lux im Stall. Die Wiesen sind von innen nach aussen zu mähen, wegen der Insekten. Ökoausgleichsflächen brauchts mindestens 7%, in der Ökoqualitäsverordnung stehen die nötigen Detailparagrafen. Misten darf man nur bis 97cm an das Strassenbord. Die Krippe ist 32cm hoch, das Läger 175, oder etwas kleiner, wenn die Kuh mindestens 12% weniger hoch ist, als der landesweite Durchschnitt im Quadrat. Bäume schneiden im Frühjahr ja, aber maximal bis zur ersten Verzweigung, ausser es ist eine Tanne, eine rote. Ein Ziegenauslauf misst Anzahl Tiere mal 80 Zentimeter, wenn er ein Drittel überdacht ist, brauchts 14% mehr, sofern die Tiere behornt sind und keine Milch geben. Das Ganze wird kontrolliert, von Ökonomen, Ökologen, Biologen, Geologen, Hydrologen, von mir aus auch von Podologen und von Ethnologen. Das ganze verfolgt ein Ziel, vielleicht sogar ein gutgemeintes, ehrwürdiges. Kreiert und definiert von vielen gut-meinenden Menschen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Das Resultat von Studien, Sitzungen, Diskussionen, festgehalten in Hochglanz und vielen tollen Sätzen.
Und die Rolle von den Bauern in diesem virtuellen Spiel? Sie versuchen umzusetzen, was in den Broschüren steht und mähen von innen nach aussen, wie der Biologe sagt, sie müssens wohl, denn er tuts nicht. Wie überhaupt nichts geschieht auf dem Feld, im Wald und Stall, wenn sies nicht tun. Sie machens natürlich freiwillig, nur aus dem banalen Wunsch heraus, die Existenz zu sichern und um Bussen zu vermeiden.
Wohin führt dies Ganze? Meiner Meinung nach irgendwohin, nur nicht ans Ziel. Deshalb nicht, weil ein grundlegender Irrtum am Anfang dieser Entwicklung steht. Eine Umkehrung von oben nach unten. Der Bauer, die Bäuerin sind nicht in der Lage, ihren Hof kompetent, sachgerecht und eigenverantwortlich zu bestellen, wird angenommen, dafür brauchts neu Eliten, Gschtudierte. Aufgeteilt wird in Kopf und Herzrethorik, dies sind die Männer und Frauen in den Amtsstuben, wir Bauern und Bäuerinnen sind die Hand, die Arbeiter. Nicht auf gleicher Augenhöhe, sondern einfach die Ausführenden. Entmündigung total. Mein Konzept ist ein anderes. Ihm liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Bereiche Kopf, Hand und Herz möglichst im Individuum vereint gebildet und so ganzheitliche Persönlichkeiten gefördert werden sollen. Persönlichkeiten, die selbstverantwortlich mit dem ihnen anvertrauten Leben mit Sachkompetenz und Liebe umgehen. Nicht die Trennung der Bereiche ist das Konzept, sondern deren Vereinigung. Ein Schlüssel dazu liegt in der Bildung.
In meinem Lehrplan der landwirtschaftlichen Ausbildung stünden neben Futterlehre, Buchhaltung und Ackerbau etwa auch Philosophie und Ethik, Bürgerrecht und Literatur, in Theorie und Praxis.
Nebenbei und zu guter Letzt, in meinem Lehrplan für Philosophie oder Biologie stünden ab sofort auch Melken und Pflügen, Baum fällen und Schweissen, in Theorie und Praxis. eb
D Püürin sinniart
Wolke Nummer sieben
Das mit den Wolken und meinem Mann ist so eine Sache. Grundsätzlich mag er Wolken, glaube ich. Weil sie lustig aussehen, den Himmel irgendwie spannender machen und Regen bringen, der das Gras wachsen lässt. Und vielleicht hat er sogar noch bessere Gründe. Wenn wir aber am Heuen sind, wird aus dieser simplen Zuneigung etwas viel Komplizierteres. Einige Wolken dürfen zwar durchaus auch dann den Himmel queren, ohne böse Blicke von meinem Mann auf sich zu ziehen. Höchstens kurze Seitenblicke müssen sie einstecken, kommentarlose. Etwa ab Wolke Nummer sechs wird’s dann aber brenzlig. Obwohl das zu einer Wolke so gar nicht passen will. Aber Wolke Nummer sieben wird Ihnen bestätigen können – es kann auch für ein Gebilde aus Wasserdampf brenzlig werden. Und zwar dann, wenn mein Mann nicht AUF berühmter Wolke Nummer sieben sitzt sondern UNTER ebendieser. Und das, wenn geschätzt dreieinhalb Fuder Heu geladen sein müssen, bis es regnen darf. Jene Wolke, die meinen Mann bemüsigt, zu pressieren und sich um verregnetes Heu zu sorgen, muss mit bösen Worten rechnen. Vielleicht kann Wolke Nummer sieben etwas wieder gut machen. Indem sie zum Beispiel eine hübsche Touristin vorbei schickt, die sich so sehr vor dem nahenden Gewitter fürchtet, dass sie unbedingt auf dem ratternden Aebi-Transporter mitgenommen werden will… AUF besagter Wolke schimpft es sich nämlich bedeutend schlechter als darunter. mb
Wolke Nummer sieben
Das mit den Wolken und meinem Mann ist so eine Sache. Grundsätzlich mag er Wolken, glaube ich. Weil sie lustig aussehen, den Himmel irgendwie spannender machen und Regen bringen, der das Gras wachsen lässt. Und vielleicht hat er sogar noch bessere Gründe. Wenn wir aber am Heuen sind, wird aus dieser simplen Zuneigung etwas viel Komplizierteres. Einige Wolken dürfen zwar durchaus auch dann den Himmel queren, ohne böse Blicke von meinem Mann auf sich zu ziehen. Höchstens kurze Seitenblicke müssen sie einstecken, kommentarlose. Etwa ab Wolke Nummer sechs wird’s dann aber brenzlig. Obwohl das zu einer Wolke so gar nicht passen will. Aber Wolke Nummer sieben wird Ihnen bestätigen können – es kann auch für ein Gebilde aus Wasserdampf brenzlig werden. Und zwar dann, wenn mein Mann nicht AUF berühmter Wolke Nummer sieben sitzt sondern UNTER ebendieser. Und das, wenn geschätzt dreieinhalb Fuder Heu geladen sein müssen, bis es regnen darf. Jene Wolke, die meinen Mann bemüsigt, zu pressieren und sich um verregnetes Heu zu sorgen, muss mit bösen Worten rechnen. Vielleicht kann Wolke Nummer sieben etwas wieder gut machen. Indem sie zum Beispiel eine hübsche Touristin vorbei schickt, die sich so sehr vor dem nahenden Gewitter fürchtet, dass sie unbedingt auf dem ratternden Aebi-Transporter mitgenommen werden will… AUF besagter Wolke schimpft es sich nämlich bedeutend schlechter als darunter. mb
Us em Schtall
Sauberes Vieh
Es ist ein Anliegen von Mira und mir: Unser Vieh soll sauber sein! Dies umzusetzen ist jedoch nicht immer ganz einfach. Die Länge der Viehläger ist per Gesetz vorgeschrieben und für unsere Tiere viel zu lang. Und Ausnahmen für das wesentlich kürzere Grauvieh werden keine gemacht – wo kämen wir denn da auch hin. Unsere eigensinnigen Viecher halten sich nicht an die statistischen Kuhdurchschnittswerte von mit randomisierten Studien eruierten Durchschnittslägerlängen und Durchschnittskonsistenz und sch…. halt dort, wo sie grad wollen und auch wann sie wollen und im Herbst während der Futterumstellung von eiweissreichem Gras auf eiweissärmeres Heu auch noch recht dünn. Und dann legen sie sich hin, oft grad auf das, was sie kurz vorher noch von sich gegeben haben, vielleicht weil‘s so schön warm und weich ist. Die Installation eines sogenannten Viehtrainers - eine Vorrichtung, die dafür sorgen soll, dass die Kühe einen Schritt nach hinten machen, wenn sie den Wunsch hegen, einen Kuhfladen fallen zu lassen - ist verboten. Überdies möchten wir dies selber nicht. Die Alternative ist also die Tiere möglichst direkt nach dem Einstallen zu scheren und dann jeden Tag mindestens einmal zu striegeln. Zudem haben wir zwei Viehbürsten im Auslauf installiert und, wenn ich selber am auswärts Arbeiten bin, geht Mira mit den Kindern jeden Tag nach dem Mittagsessen in den Stall und putzt die Läger. So schaffen wir es und unser Vieh ist sauber. Die Kühe übrigens geniessen das Scheren und Striegeln, nicht weil sie dann so schön sauber sind, das ist ihnen ziemlich egal, sondern einfach, weil’s sich so schön anfühlt… eb
Sauberes Vieh
Es ist ein Anliegen von Mira und mir: Unser Vieh soll sauber sein! Dies umzusetzen ist jedoch nicht immer ganz einfach. Die Länge der Viehläger ist per Gesetz vorgeschrieben und für unsere Tiere viel zu lang. Und Ausnahmen für das wesentlich kürzere Grauvieh werden keine gemacht – wo kämen wir denn da auch hin. Unsere eigensinnigen Viecher halten sich nicht an die statistischen Kuhdurchschnittswerte von mit randomisierten Studien eruierten Durchschnittslägerlängen und Durchschnittskonsistenz und sch…. halt dort, wo sie grad wollen und auch wann sie wollen und im Herbst während der Futterumstellung von eiweissreichem Gras auf eiweissärmeres Heu auch noch recht dünn. Und dann legen sie sich hin, oft grad auf das, was sie kurz vorher noch von sich gegeben haben, vielleicht weil‘s so schön warm und weich ist. Die Installation eines sogenannten Viehtrainers - eine Vorrichtung, die dafür sorgen soll, dass die Kühe einen Schritt nach hinten machen, wenn sie den Wunsch hegen, einen Kuhfladen fallen zu lassen - ist verboten. Überdies möchten wir dies selber nicht. Die Alternative ist also die Tiere möglichst direkt nach dem Einstallen zu scheren und dann jeden Tag mindestens einmal zu striegeln. Zudem haben wir zwei Viehbürsten im Auslauf installiert und, wenn ich selber am auswärts Arbeiten bin, geht Mira mit den Kindern jeden Tag nach dem Mittagsessen in den Stall und putzt die Läger. So schaffen wir es und unser Vieh ist sauber. Die Kühe übrigens geniessen das Scheren und Striegeln, nicht weil sie dann so schön sauber sind, das ist ihnen ziemlich egal, sondern einfach, weil’s sich so schön anfühlt… eb